Vergangenes Jahr habe ich herausgefunden, dass es etruskische Pyramiden gibt. Eine davon steht im Wald bei Bomarzo.
Aber, egal welche Beschreibung ich lese - richtig schlau werde ich nicht daraus.
Ich habe alle Informationen zusammengetragen und hoffe, das Monument zu finden. Immerhin weiß ich von Google-Earth, wo die Lage UNGEFÄHR ist. Sollte doch gelacht ein...
Ich kann Marion in Italien dafür begeistern. Wir verabreden uns also für Sonntagmorgen an einer Autobahnraststätte bei Arezzo. Beziehungsweise an einer Tankstelle an einer Autobahnabfahrt.
Kornelia möchte nicht mitfahren, das ist ihr alles zu weit. Also fahre ich alleine los.
Unterwegs überhole ich dieses Holzauto... sowas habe ich auch noch nie gesehen...
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Nicht weit davon fährt eine Kolonne von drei alten kleinen Fiat Cinquecento... auch ein seltener Anblick.
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Zunächst fahren wir nach Orvieto, die Tuffsteinhöhlen besichtigen. Ich hab das ja schonmal angesehen, Marion kennt es nicht. Sie kommt mit ihrer Tochter und Emi, dem Hündchen.
Am Fuß des Tuffsteinhügels auf dem Orvieto steht hält die Polizei die Autofahrer teilweise zurück. Es ist der Sonntag nach Fronleichnam und im Dom ist wohl eine größere Messe. Wir erhalten die Erlaubnis, hinaufzufahren. Und damit verbunden die Instruktion, in welches Parkhaus wir fahren sollen. Allerdings sind da jede Menge Plätze frei... das Wetter ist nicht gerade berauschend, es fängt dann auch heftig an zu regnen. Was uns egal ist. Orvieto Underground bietet trockenen Unterschlupf.
Vereinzelt wurden ein paar Blumenteppiche gelegt, das Motiv mit den fünf Broten und zwei Fischen hat sogar echtes Brot...
Am Dom stehen reichlich Leute und die Messe wird nach draußen übertragen. Die Gesänge klingen wie aufpeitschende Filmmusik. Zwischendurch fegt immer mal wieder eine Windböe eines der Absperrgitter um und es donnert krachend zu Boden. Hört sich an wie terroristische Anschläge... genug Sicherheitspolizei ist aber vor Ort. Falls eine Prozession geplant war, ist die jedenfalls heftig verregnet. Inzwischen tauchen wir ab in die Tuffsteinhöhlen.
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Vor dem Dom ist auch das Ticket-Büro für die Underground-Tour.
Es regnet noch - die Führung beginnt.
Chiara erklärt uns alles auf Englisch.
Der Eingang in den Untergrund ist mit Jasmin umwuchert.
Gleich zu Anfang ein Übersichtsplan. Die schwarzen Linien sind die Gebäude über der Erde, die roten Linien sind die Tuffsteinkeller. Das geht sogar mehrere Etagen nach unten. Werkstätte, Lagerräume, Taubenschläge.
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Der rückwärtige Teil sei früher ein kultischer Ort der Etrusker gewesen, erklärt Chiara. Man kann das an der Decke erkennen, da sieht man, dass ein Teil der Aushöhlung offenbar sowas wie einen angedeuteten Dachgiebel hatte.
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Der Eigentümer dieser Höhle erhielt irgendwann in 1800 die Auflage, er dürfe keinesfalls weiter graben, da sonst die Gefahr bestünde, dass der Dom nicht mehr fest fundiert wäre. Das hat den Höhlenbesitzer aber überhaupt nicht beeindruckt, er grub seine Höhle trotzdem weiter aus. Später hat man vorsichtshalber diese Säulenfundamente eingebracht, für alle Fälle, falls die Fundamente des Doms irgendwann in ausgehöhlte Löcher absacken...
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Die Einwohner von Orvieto benötigten Trinkwasser. Der Ort siedelte auf einem Tuffsteinplateau - theoretisch hätte man das Wasser vom Fluss holen müssen. Aber die Orvieto-Bewohner waren ja klug. Sie gruben mehrere Brunnen, die bis zu 80 Meter tief wurden, bis das benötigte Wasser erreicht wurde.
Man grub rechts und links in die Brunnenwände Trittlöcher. Falls irgendeine Reparatur vorgenommen werden musste, konnte jemand problemlos mit einem Bein rechts, das andere links in den Brunnen hinabsteigen (vermutlich aber doch mit einem Seil gesichert...), Leiter oder sowas war damit nicht erforderlich. Wie praktisch.
Rechts die Bearbeitungsspuren im Fels.
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Da ich schonmal hier war, wusste ich natürlich, dass es sich um Taubenschläge handelt. Aber als ich das erstemal dort war habe ich dümmlich gefragt, ob das ein Weinkeller sei. Naja, die Löcher in den Wänden sahen so nach Flaschenregal aus...
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Letztesmal waren auch Katzen dort. Die lauern, bis ein Tourist sein Butterbrot auspackt, dann stellen sie sich mit Tränen in den großen Katzenaugen vor die Leute und betteln. Natürlich erfolgreich :-)
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Die olle Semiramis hat ja immer ihren Ehrenplatz...
Dann noch im Windschatten des Doms ein Erfrischungsgetränk schlürfen.
Der Dom scheint einen gestreiften Schlafanzug zu tragen...
Inzwischen hat der Regen übrigens aufgehört und die Sonne scheint.
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Skurriler Balkon in Orvieto. Seltsame Konstruktion.
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BOMARZO, AUF DER SUCHE NACH DER PYRAMIDE
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Dank meiner Forschungen finden wir den Sportplatz am Ortsende von Bomarzo. Marion kann kaum glauben, dass das richtig sein soll.
Es gibt nicht den allergeringsten Hinweis an der Durchgangsstraße. Am Sportplatz auch nicht. Wobei, wenn man gewußt hätte, dass die etruskische Trümmerstätte nach einer Kirche benannt wurde, hätte man ja vielleicht einigermaßen die richtige Richtung eingeschlagen. So eine Bezeichnung stand da nämlich (Santa Cecilia). Aber woher soll man das wissen...
Nach einem Imbiß aus den mitgebrachten Provianttüten entscheiden wir uns für irgendeine Richtung. Der Weg hört schließlich im Wald auf. Marion und Meggy sind unkompliziert - sie stiefeln mit mir zusammen einfach in den Wald hinein, den steilen Abhang hinunter. Irgendwann stoßen wir auf einen Trampelpfad und einen Wanderer, der vom Wasserfall kommt. Wo wir nicht hin wollen. (Übrigens lohnt sich dort auch ein Besuch, wie ich inzwischen weiß...). Der Wanderer kann uns nicht sagen, wo die Pyramide sein soll.
Etwas weiter auf dem Steinplateau fragen wir einen Mountainbiker. Der mustert uns kritisch. Er zeigt auf den Rand des Plateaus zum Abhang hin, dort fängt tatsächlich ein Weg nach unten an, noch von den Etruskern vor hunderten von Jahren angelegt. Bis zu 700 vor Christus könnte das gewesen sein.
Er sei schon ein paarmal bei der Pyramide gewesen, sagt der Mountainbiker. Also den Abhang runter, da kommen dann die "Etrusker-Sachen", und links davon irgendwo. Genauer kann er es nicht erklären. Aber es sei sehr steil. Die Entfernung kann er auch nicht schätzen...
Na dann... stürzen wir uns den Etruskerpfad hinab...
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Zistrosen und wilder Spargel
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Rechts von dem Felsplateau ging es in den Abhang runter. Hätte man so ohne weiteres gar nicht gesehen. Aber dann tat sich dieser uralte Steinweg auf... genial, oder?
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Also wir waren ein paar Stunden im Wald unterwegs. Diese Etrusker-Trümmer haben wir gefunden (wobei wir gar nicht danach gesucht haben...), die Pyramide blieb unauffindbar. Marion hat anschließend ein Video gefunden, worin der Weg beschrieben wird. Also müssen wir da nochmal hin... aber für alle Anderen, die inzwischen danach suchen, ist das vielleicht eine Hilfe :-) Sieht einfach aus.
Übrigens lohnt es sich auch, den Weg zu den ausgeschilderten Wasserfällen zu machen. Dort gibt es - laut einem anderen Video - auch etliche Spuren der Etrusker zu sehen. Sehr spannend. Hier nun also das Video "In weniger als 30 Minuten zur Pyramide"...
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ZURÜCK ÜBER BAGNOREGIO
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Wir sind stundenlang durch den steilen Waldabhang gelaufen - zurück wollten wir eigentlich noch an Ferento vorbei. Aber alles war schon zu spät - und wir zu müde. In Bagnoregio haben wir lediglich einen Blick auf die alte Stadt rübergeworfen und eine Erfrischung getrunken. und schon ging's weiter.
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Es wurde schon dunkel und es nieselte wieder ein bißchen - aber da war so ein bezaubernd schönes Rotklee-Feld, ich musste einfach ein Foto machen...
weiter: MONTAG, 30.05.16