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Letzte Aktualisierung: 20.10.2015 22:22

 

 


MASTIX

 
Mastix
 
Mastix (Pistacia lentiscus) ist ein 1 bis 4 Meter hoher, stark bewurzelter, dichtästiger, immergrüner Strauch. Je nach Umweltbedingungen (Wind) entwickelt er einen mehr oder weniger kräftigen Stamm, so daß er wie ein kleiner Baum wirkt. Seine Rinde ist braun und schuppig, die einjährigen Zweige sind kahl und rotbraun. Die ausladenden Äste tragen paarig gefiederte Blätter mit geflügelter Spindel. Die 1,5 bis 3 cm breiten, ganzrandigen, völlig unbehaarten, steif
ledrigen Fiederblättchen sind lanzettförmig, stumpf, auf der Oberseite glänzend hellgrün und auf der Unterseite matt bleichgrün.
 
Männliche (rote) und weibliche (blaßgrüne) Blüten entwickeln sich auf getrennten Bäumen. Die 3 Millimeter großen duftenden Blüten wachsen in traubigen Blütenständen aus den Blattachsen. Die weiblichen Blüten besitzen einen oberständigen Fruchtknoten und eine dreilappige Narbe. Aus ihnen entwickelt sich im Herbst eine kugelige, bespitzte, anfangs rote, später schwarze Frucht mit einem Durchmesser von 3 bis 4 mm. Auffälligstes Merkmal der Pflanze sind die männlichen Blütenstände, die 4 bis 5 Staubblätter enthalten und die durch die großen, dunkelrot gefärbten Staubbeutel schon von weitem zu erkennen sind.
 
VORKOMMEN:
 
Mastix (Pistacia lentiscus) findet man im gesamten Mittelmeergebiet und den Kanarischen Inseln. Die Pflanze ist Hauptbestandteil der immergrünen Macchia. Sie gedeiht in Küstennähe, ja sogar direkt am Strand. Seit circa 2000 Jahren wird Mastix, das Harz von Pistacia lentiscus, von der griechischen Insel Chios importiert, woher auch heute noch der beste Mastix stammt.
 
Das Hauptanbaugebiet befindet sich im Süden der Insel. Versuche den Mastixstrauch in anderen Gebieten der Insel zu kultivieren, die übrigens das weltweite Mastixmonopol besitzt, waren erfolglos. Mit der Echten Pistazie (Pistacia vera), deren Nüsse überwiegend aus dem Iran kommen, ist der Mastixstrauch eng verwandt, da auch er zur Familie der Anacardiaceae (Sumachgewächse) gehört. Die Samen von Pistacia vera können geröstet werden und würzen
Kuchen, Eis und Fleischwurst.
 
GEWINNUNG DER DROGE:
 
Bei der Droge handelt es sich um den eingetrockneten Balsam der Pflanze. Dieser ist in Harzkanälen der Rinde lokalisiert und fließt bereits in kleinen Mengen ohne Verletzung aus und erhärtet dann an den Zweigen in Tropfenform. Um den Ertrag zu steigern, wird die Rinde ab Mitte Juni bis in den August von der Basis bis zum Ansatz der Äste mit vielen kurzen, senkrechten Einschnitten versehen. Der in Tropfenform austretende Balsam wird auf Steinplatten aufgefangen, die rings um den Baum ausgelegt werden. Innerhalb von 10 bis 20 Tagen härtet er dort zum Harz aus. Pro Pflanze kommt man so auf 4 bis 5 kg Mastix. Die beste Qualität besitzt das von Hand verlesene Harz, das etwa erbsengroß, besonders hell und leicht gelblich ist. Weniger gute Ware ist dunkler und bräunlich. Ein als „Mastix Bombay“ bezeichnetes Harz kommt nicht aus Griechenland, sondern aus Indien und ist ebenfalls sehr dunkel.
 
BESCHREIBUNG DER DROGE:
 
Kleine, hellgelbe bis grünlich gelbe, ungleichförmige, kugelige bis birnenförmige, durchsichtige oder undurchsichtige, harte, glasige Bruchstücke mit aromatischem, würzigem, beim Erwärmen hervortretenden und an Terpentin erinnernden Geruch und aromatischem, gewürzhaft bitteren Geschmack. Geruch- und geschmacklich erinnert Mastix leicht an Lavendel kombiniert mit Rosmarin.

Mastix zählt zu den Bibelpflanzen, d. h. er findet schon in der Bibel an einigen Stellen Erwähnung.
 
INHALTSSTOFFE:
 
Zahlreiche Triterpene: u.a. Masticadienonsäure, Isomasticadienonsäure, Oleanolsäure, Tirucallol, ein bisher unbekanntes bicyclisches Triterpendiol sowie Verbindungen vom Dammaran-, Malbarican- und Polypodan-Typ, und Nortriterpene. Die Droge enthält 1 – 3 % ätherisches Öl, welches zu ungefähr 90 % aus Monoterpenen besteht, unter denen wiederum alpha-Pinen mit mehr als 60 % den Hauptanteil bildet. Insgesamt wurden über 60 Substanzen
gefunden, darunter in nennenswerter Menge Myrcen (ca. 8 %), ß-Pinen (3 %), Linalool (2,8 %), trans-Caryophyllen (2,0 %) etc. Wie bei fast allen ätherischen Ölen sind sowohl die Zusammensetzung als auch der Gehalt einzelner Bestandteile je nach Herkunft und klimatischen Bedingungen im Erntejahr erheblichen Schwankungen unterworfen.
 
WIRKUNGEN:
 
Pharmakologische Untersuchungen zeigten ulkusprotektive, antioxidative und antiarteriosklerotische Effekte. Die ulkusprotektive Wirkung soll auf Reduzierung der Magensäureproduktion und auf einem Puffereffekt beruhen.
Aber auch eine Inhibition von Helicobacter pylori könnte dafür relevant sein. In entsprechenden Tests führte eine Mastix-Konzentration von 125 μg/ml zu einer 50prozentigen und 500 μg/ml zu einer 90prozentigen Vernichtung des Magenkeims.

Die antiarteriosklerotische Eigenschaft geht wahrscheinlich auf einen Oxidationsschutz von LDL zurück. In einer randomisierten Doppelblindstudie mit 20 Teilnehmern analysierte man die Bedeutung eines Mastix-haltigen Kaugummis auf die Entwicklung von Zahnplaques. Die Menge an bakteriellen Kolonien und der sich daraus ergebende Plaque-Index konnten durch vierstündiges Kauen des Mastix-Kaugummis statistisch signifikant verringert werden. Untersuchungen an isolierten Bakterienkulturen belegen nicht nur eine bakteriostatische Wirkung bei Helicobacter pylori sondern auch bei Staphylococcus aureus, Lactobacillus plantarum, Pseudomonas fragi und Salmonella enteridis.
 
ANWENDUNGSGEBIETE:
 
Die pharmakologischen Effekte des Harzes sind bereits seit dem 1. Jh. n.Chr. bekannt und bei Plinius, Dioskurides, Theophrastus, Apollodorus, Hippokrates und Galen aufgeführt.

Dioskurides nennt z. B. ein Rezept für Lentiskenwein, der bei Mundschleimhautentzündungen helfen soll.

Aus Mastix stellte man außerdem Kaumittel her, die sowohl die bakterielle Plaquebildung als auch Mundfäule unterbinden sollten.

Desweiteren verwendete man den Balsam bei Infektionen des Gastrointestinaltraktes, der Harn- und Atemwege, wobei er vor allem als Hustenmittel gebraucht wurde.

In der Antike galten auch die Blätter, Wurzeln und die kleinen roten Steinfrüchte als Medizin. Zu dieser Zeit wurde Mastix zudem zur Desinfektion und zum Verkleben von Wunden eingesetzt. Man verarbeitete ihn zu Pflastern, Mundwasser und Zahnkitt. Auch heute noch gibt es in der Chirurgie Wundkleber und Kleberentferner auf Mastixbasis. Potenzielle vorbeugende Eigenschaften bei Gastritis und Darmgeschwüren werden erörtert. Der Stoff gilt zudem als appetitanregend, verdauungsfördernd und schleimlösend.
 
Schon Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, hat über Pistacia lentiscus Folgendes veröffentlicht:

"Das aus Einschnitten in den Baum vom Augustmonat an ausfließende Harz, der Mastix, besteht in harten zerreiblichen Körnern von verschiedner Größe, durchscheinend, gilblich, von geringern, doch angenehmen Geruche und fast ohne Geschmack. Auf glühenden Kohlen verbreitet er einen lieblichen Geruch. Weder in Wasser noch in ausgepreßten Oelen, wohl aber in ätherischen Oelen und in Weingeiste wird er aufgelöst. Letzterer läßt ein Zehntel an zähem Wesen unaufgelöset übrig. Er dient als ein eben nicht erhitzendes, balsamisches Mittel bei innern Geschwüren,
Leukorrhöen und Diarrhöen, in Substanz, als geistige Auflösung oder in Emulsionen.

Als Räucherung stärkt, reitzt und zertheilt er. Man nimmt ihn unter Zahnpulver; die Türkinnen kauen ihn häufig zur Stärkung des Zahnfleisches und um dem Munde einen guten Geruch zu geben. Er erregt den Zufluß des Speichels.
Einen ähnlichen, obwohl schwachen, harzichtbalsamischen Geruch und Geschmack besitzt das weißlichgelbe, mit einer braunen Rinde umkleidete Mastixholz (Lignum lentisci), dessen röthlichen Absuds man sich, aber selten, innerlich zu gleicher Absicht wie des Mastixharzes bedient hat. Daraus bereitete Zahnstocher sollen das Zahnfleisch stärken (?) und den Geruch des Mundes verbessern."
 
Der Einsatz von Mastix erfolgt bislang lediglich in der Volksheilkunde. Vor allem in den Heimatländern der Pflanze wird die Droge bei Symptomen im Oberbauch, bei Magenschmerzen, Dyspepsien und Geschwüren im Verdauungstrakt verabreicht. Weitere traditionelle Anwendungsgebiete sind Diarrhoe, Katarrh, Gonorrhoe, Fluor albus sowie äußerlich bei Gicht und Rheuma.

Im Orient wird Mastix zur Desinfektion der Mundhöhle gekaut und außerdem innerlich gegen Magenbeschwerden und äußerlich bei Rheuma und zur Wundbehandlung eingesetzt. Wirksamkeitsbelege fehlen ausnahmslos, wobei aber der Nutzen bei Magenbeschwerden und -geschwüren, infolge der dokumentierten pharmakologischen Eigenschaften, überzeugend erscheint.

In weltweiten Forschungen wird derzeit die Bedeutung von Mastix vor allem bei Diabetes mellitus, auf den Cholesterinspiegel und bei Magengeschwüren analysiert. Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.
 
SONSTIGE VERWENDUNG:
 
Schon die Ägypter brauchten Mastix für ihre rituelle Räuchermischung. Bereits ca. 1500 v. Chr. wurde das Harz im Papyrus Ebers aufgeführt. Überdies wurde Mastix zur Mumifizierung der Toten und als Arzneimittel genutzt. In Arabien diente der Balsam bereits im 10. Jahrhundert als Komponente von Zahnfüllungen, da ihm desinfizierende bzw. antiseptische Eigenschaften zugesprochen wurden. Zur damaligen Zeit war er in arabischen Harems auch nützlich um den Atem zu erfrischen.

Reisereportagen aus dem 18. Jahrhundert zufolge nahm der Sultan die Hälfte der Ernte für sich in Beschlag, damals 125 Tonnen im Jahr! Josef Pitton de Tournefort schrieb 1717 als er die Insel Chios besuchte:

„Die Sultane verbrauchten das meiste vom Mastix, der in den Palast kommt. Sie kauen ihn den ganzen Morgen lang auf nüchternen Magen, sowohl um sich die Zeit zu vertreiben, als auch, um ihren Atem zu süßen.

Die Griechen und Römer schmeckten in der Antike auch gerne ihre Speisen (Eintöpfe, Brot, Kuchen, Süßwaren) und Getränke (Gewürzwein Mulsum und Conditum) mit Mastix ab, da er ein besonders intensives blumiges Aroma hat. Vor allem im Orient ist das Würzen mit Mastix auch heute noch populär. Schnäpse (wie Raki), Liköre, Pasteten, Süßspeisen, Gebäck und sogar einige Eissorten werden damit verfeinert.
 
Mastix verleiht auch dem griechischen Retsina-Wein seinen einzigartigen, harzigen Geschmack und ist außerdem Bestandteil des ebenfalls aus Griechenland stammenden Ouzos. Auch dem traditionellen griechischen Osterbrot (Hefezopf) gibt das Mastixharz sein besonderes Aroma. Die kleinen säuerlich schmeckenden Früchte sind nicht nur dekorativ, sondern würzen sowohl Brot als auch Kichererbsensuppe.

In der griechisch-orthodoxen Kirche spielt Mastix ebenfalls eine wichtige Rolle. Beim Verräuchern von Mastix entsteht weißer Rauch, der angenehm harzig duftet, an Weihrauch erinnert und auch lästige Insekten fernhält.

Seit den Zeiten von Paracelsus wird Mastix als natürlicher reinigender Kaugummi verwendet. Aber auch als Klebstoff, Leim, Bestandteil des Geigenlacks, zur Herstellung von Spezialkitt für Horn, Edelsteine, Glas und Porzellan, von farblosen Lacken und Firnissen zur Restaurierung von Gemälden und antiken Möbel, in der Fotografie von Schutzlacken für Negative sowie zur Produktion von Decklacken bei der Zinkätzung, aber auch in Kosmetika gebraucht man das Harz. Mastix wurde und wird auch heute noch zum Befestigen von Bärten und Ähnlichem im
Theater benutzt.
 
Aus der Schwesterart (Pistacia terebinthus) wurde früher Terpentin für den Malerbedarf gewonnen. Heute ist jedoch Terpentinersatz eine wesentlich preiswertere Alternative.

Die Grenzen für eine weitere Verarbeitung von Mastix liegen in der sehr arbeitsintensiven Herstellung. Aus dem Harz wird auch ein Öl gewonnen, wobei ein Kilo des Öls ca. 2000 Euro kostet. Zum Aromatisieren wird dieses daher tropfenweise verwendet.

In Deutschland bekommt man Mastix, übrigens auch als ätherisches Öl, unter anderem in Apotheken, gut sortierten Kräuterläden oder über das Internet, wobei der Preis relativ hoch ist.
 
MEDIZINISCHES:
 
Im antiken Griechenland und Rom z. B. diente Mastix als Kaugummi der Zahnpflege. Es wirkt desinfizierend und stärkt das Zahnfleisch und wurde auch für Zahnfüllungen benutzt. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts bezeichnete man Mastix als Zahnwachs. Die Behandlung eines Zahns mit Mastix konnte beispielsweise folgendermaßen aussehen:

Der Zahnarzt stopfte Bilsenkrautsamen in das Loch im Zahn und verschloss dieses mit Mastix. Die Bilsenkrautsamen waren zwar zerkleinert, aber einige keimten doch. Etwas Weißes ringelte sich aus dem Zahn - der Zahnwurm, der den Zahn zerstört hatte, war entdeckt und konnte gefangen werden. Triumphierend konnte der zahnbehandler den Wurm präsentieren.

Mastix findet man auch, zusammen mit anderen Bestnadteilen, in der Pestmedizin. Das größte Vertrauen wider die Pest brachte man Ausräucherungen entgegen. Es wurd z. B. empfohlen, besonders abends ein Feuer im Haus anzuzünden und Rosmarin, Ambra, Mastix und Schwefel zu verbrennen, damit der Rauch die Luft reinige.
 
Adam Lonitzer empfiehlt Mastix zur Verdauung und gegen Husten:
„Das Gummi Matiche ist behülflich dem blöden Magen / Därmen und Lebern. [...] Das Hartz von diesem Baum / Resina Lentiscina genannt / ist nützlich den Blutspeyenden / dem alten Husten / und dem Magen / aber es macht ihn auffstossen.“
 
ANDERE NAMEN:
 

Ewiges Holz, da das Holz sehr hart und dauerhaft ist.

Zahnstörerbaum oder Zahnstöcherbaum (Zahnstockerbaum), da aus dem Holz Zahnstocher angefertigt wurden.
 
 
 
 
 
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