Wegweiser
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Letzte Aktualisierung: 13.07.2012 23:04

 

DER KLUGE RICHTER
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(Johann Peter Hebel, 1760 - 1826)

Ein reicher Mann hatte einmal viel Geld verloren, das in einen Beutel eingenäht war. Er wollte dem ehrlichen Finder hundert Taler (1 Taler = ca. EUR 1,50) Finderlohn geben.

Bald kam ein guter, ehrlicher Mann mit dem Geldbeutel zu dem reichen Mann. „Ich habe dein Geld gefunden. Ist es dieser Beutel? Nimm dein Eigentum zurück!“ So sprach er mit freundlichem Gesicht. Und das war schön. Der Reiche freute sich, weil er sein Geld wiederbekommen hatte. Aber er war nicht so ehrlich wie der Finder. Er zählte das Geld nach und überlegte dabei: „Wie kann ich den Finderlohn sparen?“

„Guter Freund“, sprach er, „es waren achthundert Taler in den Beutel eingenäht. Ich finde aber nur siebenhundert Taler. Du hast also eine Naht aufgetrennt und die hundert Taler Belohnung schon herausgenommen. Das war richtig so. Ich danke dir!“ Und das war nicht schön.

Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Der Finder sagte ganz ehrlich, dass er das Päcklein so gefunden und kein Geld herausgenommen hatte. Am Ende kamen beide vor den Richter. Aber auch hier sagte der Reiche: „In dem Beutel waren achthundert Taler.“ Und der andere: „Ich habe kein Geld herausgenommen.“

Der Richter war ein kluger Mann. Er ließ beide schwören, dass sie die Wahrheit sagten. Dann sprach er zu dem Reichen: „Wenn du deinen Beutel mit achthundert Talern verloren hast, dann kann dies nicht dein Geldbeutel sein. Denn hier sind nur siebenhundert Taler.“ Darauf sprach er zu dem ehrlichen Mann: „Nimm das Geld wieder zurück, ehrlicher Freund! Bewahre es gut auf, bis jemand sich meldet, der siebenhundert Taler verloren hat.“„Und du, Reicher, du musst warten, bis deine achthundert Taler gefunden werden“, sprach der Richter und dabei blieb es.

 

Das erinnert doch an Psalm 103, 6:

Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.

 
 
 
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