Wir haben bis 10 Uhr geschlafen. Beide. Wie ein Stein. Jetzt müssen wir aber die Zeit nutzen - für heute ist lässiges Sightseeing angesagt. Wir schwingen uns auf die Hop-on-hop-off-Busse. Das kennen wir schon von Rom (damals war es bereits Anfang Oktober und im Cabrio-Bus morgens um 9 Uhr doch noch empfindlich kalt...) - diesmal verspricht der Fahrtwind aber die dringend nötige Kühlung. Wir freuen uns drauf. Soweit ich den Plan aus dem Internet verstanden habe, fährt eine der Touren ganz in der Nähe vorbei über die Via Duomo. Da wird man ja die Haltestelle finden können... Dann habe ich aber den Plan im Appartment liegen gelassen und wir müssen uns ratlos durchfragen, wo die nächste Haltestelle ist. Ohne Plan wissen wir auch nicht ohne Weiteres, wann der nächste Bus kommt.
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Sotteranea: Neapel Untergrund. Leider hatten wir nicht die Zeit, in die Katakomben hinabzusteigen :-(
Kurz vor 12 Uhr, bescheidet uns ein Ladenbesitzer auf Nachfrage. Ich lümmel mich auf eine Stufe vor einem geschlossenen Laden und Ingolf vertritt sich die Beine. Ein älterer Italiener spricht mich an und fragt mich, wo ich herkomme - er vermutet "Inglese". Nein. Ätsch. Tedesca! Die paar Worte Italienisch, die ich beherrsche, spreche ich offenbar gut aus - das animiert den Gesprächspartner, gleich einen ganzen Antwort-Schwall italienischer Worte über mich auszugießen. Ist nicht das erste Mal, dass mir das passiert. Ich lächele freundlich und lausche interessiert. Ich habe aber nicht mal den Funken einer Ahnung, was der Mann mir sagen will. Offenbar erwartet er auch keine Antwort - er trollt sich die Straße runter. Nur ganz kurze Zeit später erscheint eine ältere Dame, die mir offenbar zu erklären versucht, wohin der alte Mann unterwegs war und was er macht. WAS WEISS DENN ICH??? Ich strahle die Dame an - und auch diese trollt sich in die gleiche Richtung. Und endlich erscheint auch das Büschen. Zeitgleich mit Ingolf. Wir lösen ein Tagesticket für alle vier Besichtigungstouren, klettern auf die Cabrio-Plattform, ganz vorne die Plätze sind frei und wir genießen den Rundblick. Und den Fahrtwind. Und den Tag. Und die Gebäude. Und lauschen der körperlosen deutschen Stimme versierter Touristikfachleute aus Ohrhörerstöpseln. Und wir fotografieren alles, was sehenswert ist.
Die erste Tour fährt einen Schlenker zum Hafen, zum Busparkplatz, sozusagen, direkt vor dem imposanten Castel Nuovo.Wir wechseln sogleich die Route, über Mergellina nach Posillipo, einen Schlenker den Hügel weiter hinauf eine aussichtsreiche Straße entlang und zurück zum Parkplatz. Wirklich sehr beeindruckend... Da wohnen eher die besser betuchten Neapolitaner. Unverbauter Meeresblick, wirklich äußerst herzerweiternd... Anschließend fahren wir noch die Tour in die Nordstadt. Dort geht es eigentlich recht moderat zu - das könnte genau so gut Stuttgart sein. Die vierte Tour ist wohl nur samstags und sonntags möglich - ich überlas das. Das Ticket gilt aber am nächsten Tag auch noch für diese vierte Tour. Also verschieben wir das.
Piazza Dante
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Castel Nuovo
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Während wir auf unsere nächste Bustour warten, stürze ich mich auf einen dunkelhäutigen Verkäufer der Limonen-Granita im Angebot hat. Extrem erfrischend! Wenngleich auch extrem sauer!
Da ich gerade ein grün-gelbes Outfit trage, erwerbe ich eine gelbe Sonnenbrille, die dort am Busparkplatz von anderen dunkelhäutigen Verkäufern angeboten werden. Unverschämterweise will der glatt das Doppelte dafür haben, was man üblicherweise bei diesen fahrenden Brillenverkäufern bezahlt. Mit empörtem Gesichtsausdruck wende ich mich ab - als ich MEINE Preisvorstellung nenne, gibt er aber ohne Zögern nach und ich bekomme meine zitronengelbe Brille. Endlich fühle ich mich wieder angezogen!
Uns gelüstet, irgendwo am Hafen ein bißchen zu schlendern. Und ein erfrischendes Kaltgetränk zu uns zu nehmen. Ich schlage Mergellina vor, dort gibt es diese Chalets, Strandcafés, würde ich sagen, wo die Neapolitaner wohl gerne den Nachmittag vertrödeln. Wir fahren einfach nochmal mit dem entsprechenden Tourenbus da hinaus - unterwegs können wir uns aber nicht einigen, wo wir aussteigen wollen. Ingolf will auf dem Hinweg sofort dort anhalten bzw. würde er gerne weiter außerhalb irgendwo sitzen. Wo das sein soll, ist mir nicht ganz klar - inzwischen haben wir sowieso den Ausstieg verpaßt. Also fahren wir die ganze Tourenschleife nochmal. Übereifrig stellen wir uns dann lange vorher an die Bustüre, um den Ausstieg nicht nochmal zu verpasssen... Vorher klärt uns die Busbegleiterin noch darüber auf, dass Ingolf mit seinem Rücken irgendwie permanent auf den Halteanforderungsknopf drückt und er sich besser davon fernhalten möge... und springen dann aber rechtzeitig ab - hop-on-hop-off eben! Wir schlendern also ein paar Schritte an der Kaimauer entlang... mich zieht's jedoch zu den gemütlichen Stühlchen an den Cafétischen... die haben da entzückende Fruchttörtchen in den Kühlvitrinen... eine wahre Lust und ein Augenschmaus. Man kann sich kaum satt sehen. Und schön schattig ist es auch.
Man bekommt zu dem Getränk Nüßchen serviert und - ganz was Spezielles - ein Schälchen mit Wasser, worin mundgerechte rohe Gemüsestückchen schwimmen: Stangensellerie, Möhrchen, Radieschen, Oliven. Das ist ja mal eine tolle Alternative - sollten wir in Deutschland unbedingt nachmachen!
Eigentlich könnte ich problemlos den ganzen Nachmittag dort abhängen, aber Ingolf steht der Sinn mehr nach einem Spaziergang. Also beschließen wir, Richtung Stadtmitte zu laufen, immer an der Uferstraße entlang. Das Castel dell'Ovo ist in Sichtweite und wir laufen los. Bei 32° C... direkt an der Uferstraße fährt so gut wie kein Auto entlang, und streckenweise ist die Straße auch ganz für Autos gesperrt. Schließlich stoßen wir auch gehäuft auf Polizia... vorbei an einem Park wo dunkelhäutige Männer - ich zähle mindestens fünf - in der Mittagshitze unter einem Baum auf den Wurzelsträngen schlafen... wir kommen an der amerikanischen Botschaft vorbei - was auch die vielen Polizisten und Soldaten erklärt - und schließlich tauchen Hotelkomplexe auf.
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Unfallschaden überpinseln. So geht's auch.
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Die farbigen Strandverkäufer legen ein Ruhepäuschen in der Mittagshitze ein...
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Die Straße macht einen Bogen, kurz vor dem Castel dell'Ovo reihen sich einige einladende Restaurants aneinander. Die Nähe zum Meer und zum Hafen lassen auf frischen Fisch schließen und wir suchen uns ein Lokal aus: "Antonio & Antonio". Bekanntlich gehen die Neapolitaner immer erst spät am Abend aus zum Abendessen, wir sind deshalb um diese Zeit auch ziemlich die einzigen Gäste. Der Kellner bedient uns sehr zuvorkommend - und läßt sich das auch einiges kosten, wie die Rechnung später zeigt... ziemlich deftige Preise... Trotzdem ist der Fisch lecker. Die Location gefällt uns und wir sitzen ganz in der Nähe des und mit Blick auf das Castel dell'Ovo. Nachdem wir uns satt gegessen haben schlendern wir auch noch am Castel vorbei und über die Zugangsstraße in die Nähe des klobigen Gemäuers. Die untergehende Sonne taucht alles in eine goldenes Licht - und das entzückende Foto-Motiv ergibt sich von selbst.
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CASTELL DEL OVO
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Am Castel Nuovo vorbei suchen wir uns dann unseren Weg zurück zum Apartment. Es ist noch immer schwülwarm und ich schleppe mich fast auf allen Vieren dahin. Wir kommen am Café Sedili vorbei - zum obligatorischen Absacker, und werden von Javier schon erwartet, mit kühlen Melonenstückchen... Ich bin allerdings so müde, dass ich es kaum noch von dort bis ins Bett schaffe.
25.08.12 - Solfatara