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Kaum zu glauben

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... Alabaster 
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... Gewürz: Weihrauch
... Jashua ist auferstanden

 

Letzte Aktualisierung: Sa. 13 September, 2014 13:42

VERRÜCKT - EINE LIEBESGESCHICHTE
 
Ein teures Geschenk
Maria liebt Jesus
Maria von Magdala
Das Nardenöl im Hohelied
Maria die Sünderin
Marias Liebeserklärung
Johannes 12:

Eine Frau ehrt Jesus vor seinem Sterben
1 Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus wieder nach Betanien, dem Ort, wo Lazarus wohnte, den er vom Tod auferweckt hatte.
2 Die Geschwister hatten Jesus zu Ehren ein Festessen vorbereitet. Martha trug auf, während Lazarus mit Jesus und den anderen zu Tisch lag.
3 Maria aber nahm eine Flasche mit reinem, kostbarem Nardenöl, goss es Jesus über die Füße und trocknete diese mit ihrem Haar. Das ganze Haus duftete nach dem Öl.
4 Judas Iskariot, einer von den Jüngern, der Jesus später verriet, sagte:
5 »Warum wurde dieses Öl nicht für dreihundert Silberstücke verkauft und das Geld an die Armen verteilt?«
6 Er sagte das nicht etwa, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und griff oft zur eigenen Verwendung hinein.
7 Jesus sagte: »Lass sie in Ruhe! Nach Gottes Willen hat sie dieses Öl für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt.«
8 Und an alle Jünger gewandt, fügte er hinzu: »Arme wird es immer bei euch geben, aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.«
 
Man stelle sich folgende Situation vor:
 
Der Evangelist Lukas erzählt von einem fast atemberaubenden Zwischenfall, der geradezu filmreif ist. Bevor es aber dazu kommt, hat Jesus offenbar in einer Synagoge mit großer Leidenschaft von Gott gepredigt. Das ist nicht ohne Wirkung auf manchen Zuhörer geblieben. Im Anschluss wird der außergewöhnliche Wanderrabbi von einem Pharisäer namens Simon zum Essen eingeladen. Die Prominenz des Städtchens ist wohl dort versammelt, eine reine Männerrunde, versteht sich. Man liegt, wie in vornehmen Häusern damals üblich, auf Polstern in Kreisform zu Tische. Während man mit leckeren Speisen verwöhnt wird, spricht man über Gott und die Welt.

Da geschieht das völlig Unfassbare: Eine Frau betritt einfach so den Raum und eilt auf Jesus zu. Doch es ist nicht irgendeine Frau, es ist eine, um die jeder ehrenwerte Bürger einen großen Bogen macht, um nur ja nicht mit ihr gesehen zu werden. Im Text des Evangeliums heißt es von ihr nur, sie sei eine Sünderin. Das könnte natürlich auch z.B. die Frau eines Zöllners sein, aber die Vermutung liegt doch nahe, dass sie aus dem Rotlicht-Milieu der Stadt kommt. Dementsprechend geschockt sind die ehrenwerten Herren über ihr Auftreten, über diesen unerhörten Grenz-Zwischenfall. Mit so einer will man nun wirklich nichts zu tun haben. Wie ist sie bloß hier hereingekommen?
Diese Begebenheit kann man eigentlich nur recht begreifen, wenn man in seinem Leben selbst einmal richtig verliebt gewesen ist.

Lazarus ist wieder am Leben, sogar kerngesund, und im Hause Simons ist ein Festessen für Lazarus vorbereitet. Freunde und Bekannte werden dazu eingeladen, um sich darüber zu freuen, dass er aus dem Grab gestiegen ist. Unter den Gästen ist auch Jesus Christus, der das Fest durch seine Wundertat ermöglichte.

Martha dient am Tisch und bereitet mühelos ein Festessen. Lazarus liegt, wie es damals Gewohnheit war, neben Jesus und genießt mit großer Dankbarkeit die Gegenwart des Heilandes und seiner Freunde. Dann tritt seine Schwester Maria in die Szene. Sie war das "schwarze Schaf" der Familie und vermutlich sehr hübsch. Während einiger Zeit war sie für ihre Familie verloren, da sie von bösen Dämonen besessen war (Lukas 8:2). Dank Jesus wurde sie von ihrer Besessenheit geheilt und konnte deshalb anwesend sein. Sie tat etwas ganz Außergewöhnliches und Unverständliches (Vers 3):
 
Maria aber nahm eine Flasche mit reinem, kostbarem Nardenöl, goss es Jesus über die Füße und trocknete diese mit ihrem Haar. Das ganze Haus duftete nach dem Öl.
 

Gewuerz_Narde
Gewürz / Parfüm: Narde

Während des Festessens geschieht etwas Unübersehbares. Es ist eine Szene, die niemanden gleichgültig lassen kann. Maria kommt unaufgefordert auf den Ehrengast zu und giesst ein herrlich duftendes Öl auf seine Füße. Dann öffnet sie ihr zusammengebundenes Haar, trocknet damit dem Gast die Füße und das ganze Haus wird vom Geruch des kostbaren Öls erfüllt. Diese Handlung lässt unweigerlich die Frage aufkommen, was sich denn hier abspielt. Weiss sich diese Frau denn nicht zu benehmen?

Wir betrachten die Parallelstelle bei Markus 14, 3 - 9, und stellen fest, dass einige Einzelheiten zum Vorschein kommen, wovon hier zuerst Markus 14, 3 erwähnt sei:

 
Und als er in Betanien war, in dem Hause Simons des Aussätzigen, kam, während er zu Tisch lag, eine Frau, die ein Alabasterfläschchen mit Salböl von echter, kostbarer Narde hatte; sie zerbrach das Fläschchen und goss es aus auf sein Haupt. (Elberfelder)
 
Zwischen den beiden Bibelstellen in Johannes 12:3 und Markus 14:3 bestehen folgende Unterschiede: Im Markus-Evangelium wird der Name von Maria nicht genannt, jedoch der Name des Pharisäers, in dessen Haus das Fest organisiert wurde und der als "Simon der Aussätzige" identifiziert wird. Dieser ist jetzt nicht mehr aussätzig, denn sonst könnte er nicht anwesend sein. Aussätzige waren zu jener Zeit von den Angehörigen und der ganzen Gesellschaft ausgestossen. Er wurde von Jesus geheilt und hier von Markus als "Simon der Aussätzige" genannt, so dass der Leser erkennt, um wen es sich bei dieser Person handelt, nämlich um den von Jesus persönlich Geheilten. Wir können die Geschichte in Markus 1:40 nachlesen, wo es heisst: "Und es kam zu ihm ein Aussätziger, (es wird hier nicht gesagt, wer der Mann war, aber es könnte Simon gewesen sein), der bat ihn, kniete vor ihm und sprach: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen." Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich Simon Jesus gegenüber, ob der Heilung von seinem hoffnungslosen Zustand, tief in seiner Schuld fühlte. Das Fest in seinem Haus war die Gelegenheit, zwei Fliegen auf einen Schlag zu treffen, nämlich die Auferstehung des Lazarus zu feiern und gleichzeitig Simons Dankbarkeit unter Beweis zu stellen.
Es gibt noch einen anderen Unterschied zwischen den beiden Bibelstellen. Im Johannes-Evangelium salbt Maria die Füße von Jesus, im Markus-Evangelium jedoch salbt sie sein Haupt und zerbricht die Flasche. Gewisse Bibelkritiker nehmen daran Anstoss und sagen, die Bibel sei nicht ganz zuverlässig. Ich möchte aber das Gegenteil behaupten. Johannes war beeindruckt, dass Maria Jesu Haupt wie einem König salbte. Petrus hingegen, welcher die Begebenheit Markus weiter erzählte, war von dem Passahmahl und der Fußwaschung beeindruckt. Es ist also nicht die Frage, ob Maria dies oder jenes getan hat, sondern ob sie sowohl dies als auch jenes tat. Hauptsache ist, zu erkennen, dass Maria etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches tat. Sie hat Jesus durch ihre Tat ein kostbares Geschenk bereitet und dasselbe möchte ich auf drei Ebenen beleuchten.
 
EIN TEURES GESCHENK
 
Zum Ersten hat sie ein wahres Opfer dargebracht. Die Nardensalbe ist ein sehr kostbares Parfum. Die Narde ist eine Pflanze, die nur im Himalajagebiet wächst und ist ab einer Höhe von 3.400 Metern zu finden. Dieses Gebiet liegt eine grosse Strecke von Palästina entfernt, darum war das Einführen von Narde mit einigen Wochen Reise verbunden und deshalb sehr kostspielig. Judas, welcher ein scharfes Auge für materielle Dinge hatte, schätzte die von Maria verwendete Narde auf 300 Denare (altrömische Münze), was dem jährlichen Durchschnittslohn eines Arbeiters in der damaligen Zeit entsprach, oder auf heutige Verhältnisse umgerechnet einen Wert von ungefähr 38.500 Euro darstellt. Findet ihr solches Tun nicht auch umwerfend, jemandem ein Geschenk in solcher Preisklasse zu machen, um dieses schlicht und einfach auf die Füße zu giessen? Wie würdet ihr reagieren, wenn jemand auf eure Füße für 38.500 Euro Parfum ausgösse? Würde euch das Geld nicht reuen? Marias Geste war wirklich ausserordentlich und fast verrückt. So etwas tut man doch nicht. Maria hätte ein weniger teures Parfum verwenden können, auch dann noch wäre ihre Tat aufgefallen, denn niemand im Hause schien daran gedacht zu haben, den Ehrengast auf diese Weise zu ehren. Nein, Maria erschien mit einer Flasche voll Nardenöl in einer Alabasterflasche. Zu einem aussergewöhnlichen Produkt gehört auch die entsprechende Verpackung. Alabaster ist ein ziemlich weicher Stein, der sich gut verarbeiten lässt und mit verschiedenen Motiven verziert wurde. Wir wissen aus der Parfumindustrie, wie die Hersteller ihre Produkte verpacken, denn den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Marias Geschenk war in jeder Hinsicht aussergewöhnlich. Als das Öl seinen herrlichen Duft verbreitete, haben natürlich einige der anwesenden Personen darauf reagiert. Judas Ischariot sagte (Johannes 12:5):
 
Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden?
 
Für ihn war es unverständlich, dass man ein so teures Parfum einfach so verdunsten lässt. Da "fließen" 38.500 Euro durch die Zehen des Rabbis. Wer würde so etwas tun? Der Lohn eines ganzen Jahres wurde verschenkt. Ich kann mir zwei Typen von Menschen vorstellen, die das tun würden. Entweder muss es jemand sein, der sich ganz stark profilieren will oder es ist jemand, der außerordentlich verliebt ist. Ich tendiere eher zur zweiten Variante. Man könnte denken, Maria habe es aus Dankbarkeit gemacht, aber ich behaupte, dass man aus Dankbarkeit ein sehr schönes, aber sicher kein verrücktes Geschenkt macht, das über alle Verhältnisse geht. Hier handelt es sich nicht um eine normale Geste der Dankbarkeit, sondern um eine "Liebeserklärung". Maria hatte Jesus alles zu verdanken. Er hatte sie vor dem Tod gerettet, als sie beim Ehebruch ertappt wurde und ihr Todesurteil gewiss war und den verstorbenen Bruder wieder ins Leben gerufen, indem er ihn auferweckte. Aber noch tragischer war, dass sie geistlich tot war und jetzt wieder lebte, denn ihre Sünden waren ihr vergeben. Zum ersten Mal durfte sie bei Jesus erfahren, was reine Liebe bedeutet, und musste keine Angst mehr haben, ein Mann würde sie verletzen, ausbeuten oder wie eine billige Ware wegwerfen. Sie wurde zum ersten Mal in ihrem Wesen, in ihrer Zärtlichkeit, in ihrem Denken und in ihrer Bereitschaft, ein treues Leben zu führen, wahrgenommen, unterstützt, angenommen und geliebt. Für sie war ein Jahreslohn (der Preis für das Nardenöl) im Verhältnis zu dem, was ihr Jesus bedeutete, kein Thema.
 
MARIA LIEBT JESUS
 
Auch wir können uns die Frage stellen, wie viel uns unser Heiland bedeutet. Sind wir bereit, manchmal, ab und zu, für ihn etwas zu opfern oder haben wir sogar Mühe, in unserem Zehnten treu und regelmäßig zu sein? Geben wir ganz genau zehn Prozent und darüber hinaus keinen Cent mehr, weil es unsere Pflicht übersteigen würde und mittlerweile unser Herz verkümmert, weil es keine Liebe für Jesus hat?
Ich komme nun zur zweiten Ebene von Marias Geschenk. Das kostbare Geschenk ist nicht das einzige, das Maria Jesus gegeben hat. Sie hat Jesus Glauben und Vertrauen geschenkt. Wir lesen im Johannes-Evangelium weiter von der Stelle an, als Judas meinte, man hätte das Öl verkaufen und den Armen das Geld geben können (Johannes 12:6-7):
 

Er sagte das nicht etwa, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und griff oft zur eigenen Verwendung hinein. Jesus sagte: »Lass sie in Ruhe! Nach Gottes Willen hat sie dieses Öl für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt.«

 
Währenddem sich der Rest der Jünger aktiv Gedanken machte, wie sie sich bereichern und an die Macht in Jerusalem gelangen könnten, hatte Maria Eines verstanden und akzeptiert, nämlich dass Jesus sterben muss. Jesus hatte zwar oft zu seinen Jüngern gesagt, er würde sterben, aber Maria war die Einzige, die begriff und akzeptieren konnte, weshalb sie auch dementsprechend handelte. Die Worte Jesu begreifen ist ein sagenhaftes Geschenk an ihn, größer als kostbares Öl, denn es gibt kein größeres Geschenk, als jemanden zu verstehen, in seiner Lebensaufgabe wahrzunehmen, zu unterstützen, zu schätzen und dies zu zeigen. Kein Mensch um Jesus herum, außer Maria, war fähig, so eine Gabe darzubringen. Sie hat ihrem Heiland und Retter vertraut und nicht versucht, ihn von seiner Absicht abzubringen oder ihn hindern wollen, wie dies Petrus an anderer Stelle wollte. Sie ist für uns ein Beispiel, denn manchmal haben auch wir unsere eigenen Vorstellungen, was Gott in unserem Leben und mit den Umständen, die sich um uns herum entwickeln, tun sollte. Ellen G. White schreibt: Marias Wunsch, ihrem HERRN diesen Dienst zu erweisen, war von größerer Bedeutung als alles kostbare Öl auf der Welt, weil es ihre Wertschätzung für den Retter der Welt zum Ausdruck brachte."
 
MARIA VON MAGDALA
 
Die dritte Ebene ersehen wir aus der Parallelstelle im Lukas-Evangelium: Maria hat Jesus ihr ganzes Herz geschenkt (Lukas 7:36-39):
 
Jesu Salbung durch eine Sünderin
Es bat ihn aber einer der Pharisäer, dass er mit ihm essen möge; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch. Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, dass er in dem Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl, trat von hinten an seine Füße heran, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Dann küßte sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er erkennen, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.
 
Dieser Bericht bringt noch ein paar zusätzliche Elemente in unsere Geschichte. Er zeigt Simons Gedanken auf, die mit dem ehemaligen Leben Marias zu tun haben. Es war ein Leben, das er sehr gut kannte, denn er wußte um Marias berufliche Tätigkeit. Ellen G. White sagt dazu etwas sehr Interessantes, nämlich, dass er derjenige war, der Maria zur Sünde verführte. Er zwang sie zu einem Leben der Prostitution, weil er ihr die Unschuld genommen hatte. Simon war derjenige, der sie zu einem Leben zwang, das sie dermaßen mit Schande belastete, dass sie Bethanien verlassen musste. Im Laufe der Zeit ließ sie sich in der kleinen Stadt Magdala in Galiläa nieder (daher stammt ihr Name: Maria von Magdala), um dort ihr "Geschäft" mit den Leuten der Karawanen zu betreiben, die den Handel zwischen der arabischen und der Mittelmeerküste tätigten. Simon hat sie dermaßen beschämt, dass sich Maria in ihrer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung allen Leidenschaften hingab, sodass schließlich sieben böse Geister von ihr Besitz nahmen. Nachdem Jesus sie davon heilte, konnte sie nach Hause zurückkehren und ihr unrühmliches Tun hinter sich lassen. Sie war frei von Schuld und Schande und konnte so am Festessen teilnehmen und tun, was für sie der höchste Ausdruck ihrer Liebe war, jedoch für Simon höchst fragwürdig.
 
DAS NARDENÖL IM HOHELIED
 
Man muss wissen, dass das Nardenöl nicht nur kostbar ist, sondern auch erotische Gefühle wecken kann. Wenn man Gottes Wort im Hinblick auf das Nardenöl liest, so findet man dazu fünf Referenzen. Drei Angaben stehen in den Evangelien (wir haben sie bereits gelesen) und zwei befinden sich im Hohelied. Wir wollen sie lesen. Die erste Stelle findet sich im Hohelied 1:12, diesmal aus "Hoffnung für Alle":
 
"Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls."
 
Oh. Wo fängt die Verführung an? Normalerweise am Tisch, anläßlich eines intimen Gesprächs bei einem guten Essen und einem guten Glas Wein. Bei einem Treffen "tête-à-tête" achtet man nicht nur darauf, wie man duftet. Dass das Nardenöl bei der Verführung seine Wirkung hat, scheint im Hohelied 1:13 bestätigt:
 
"Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein mit Myrrhe gefüllter Beutel."
 
Dies ist ein sehr schöner, romantischer Ausdruck und man könnte sagen, dass der Vers 12 den Anfang des Abends beschreibt. Das Nardenöl hat seine Wirkung. Brauche ich da noch viel mehr über Parfum und dessen Wirkung zu sagen? Wenn wir ein Parfum verwenden, besteht vielleicht die Absicht, eine gewisse Reaktion, vor allem beim anderen Geschlecht, beim Partner, Mann oder Frau, auslösen zu wollen. Das Nardenöl ist so kostbar und exklusiv, dass es sich nur Könige leisteten und Kurtisanen am Hof, um sich die Gunst der Majestät zu sichern.

Die zweite Stelle befindet sich im Hohelied 4:12-14, wo es heisst:
 
Mein Mädchen ist ein Garten, in dem die schönsten Pflanzen wachsen. Aber noch ist er mir verschlossen. Meine Braut ist eine Quelle mit frischem Wasser, aber noch kann ich nicht davon trinken. An Granatbäumen reifen köstliche Früchte, und die Hennasträucher blühen. Dort wachsen Narde und Safran, Kalmus und Zimt, Weihrauchsträucher, Myrrhe und Aloë und die edelsten Balsamgewächse.
 
Auch hier wird die Narde als eine der Pflanzen erwähnt, aus der man den Duft gewinnt, der zur vollständigen Ausrüstung der Kurtisane, der Liebhaberin, die sich die Gunst des Königs erhofft, gehört.
 
MARIA - DIE SÜNDERIN
 
Jetzt können wir besser verstehen, wie sich im ganzen Hause Simons der Duft des über Jesu Füße gegossenen Öls verbreitete, ausgegossen von einer schönen Frau, die ausgerechnet im Sexgewerbe gearbeitet hat. Es ist zwangsläufig, dass durch diese Handlung Schlüsse gezogen wurden. Im Weiteren sagt uns der Text, dass sie zu weinen anfing und ihre Tränen über seine Füße flossen, die sie mit ihrem Haar trocknete und küßte. Ist diese Szene nicht anrüchig?
 
Für Simon ist es ganz klar, dass Maria versucht, auf unverschämte Weise den geehrten Rabbi zu verführen. deshalb denkt er: "Wenn Jesus wüßte, was das für eine Frau ist, dann wäre ihm klar, was sie beabsichtigt und er würde sie zurechtweisen. Deswegen kommt Simon zur Schlußfolgerung (Lukas 7:39):
 
"Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er erkennen, wer und was für eine Frau das ist..."
 
Maria ist eine Sünderin. Wenn Jesus sich ihr dermaßen ergibt, ist es für Simon der Beweis, dass Jesus nicht der Prophet sein kann und noch viel weniger  _d_e_r_  Prophet. Wie Jesus Simon korrigierte und ihn auf seine eigenen Sünden und Versäumnisse hinweist, wäre allein der Stoff für eine halbe Predigt. Interessant ist hier, was zwischen Jesus und Maria passiert. Er sieht die Szene mit ganz anderen Augen als Simon. Was Simon entgeht ist, dass Maria das Nardenöl und dessen Duft zum Zweck der Verführung nicht auf ihrem Körper trägt, wie etwa eine Kurtisane, die den König verführen will, sondern dass sie es auf Jesus ausgießt. Nicht SIE macht sich unwiderstehlich und begehrlich, sondern sie erklärt Jesus als unwiderstehlich. Nicht der König unterliegt ihrem Charme, sondern sie unterliegt seiner inneren Schönheit und Liebe, sei es im Leben, als auch im Tod. Deswegen Jesu Worte: "Sie hat getan was sie konnte. Sie hat im Voraus meinen Leib zum Begräbnis gesalbt." Somit macht sie, ohne auf das Gerede der Männer zu achten, Jesus eine umwerfende Liebeserklärung. Sie schenkt ihm vor aller Augen ihr Herz. Sie macht sich vor Jesus und den Männern mit deren bösen Gedanken völlig verwundbar. Was heißt das, verwundbar zu sein? Es heißt, sich verletztbar, lächerlich, sogar verwerflich zu machen.
 
MARIAS LIEBESERKLÄRUNG
 
Leidenschaftliche Liebe ist unhaltbar. Wenn man leidenschaftlich liebt, dann ist man bereit, alles aufs Spiel zu setzen, seinen Ruf, seine Mittel und sogar sein Leben. Das tat Maria, das tat aber auch Jesus, indem er sich von diesr Frau berühren ließ. Sich als Rabbi von einer Frau berühren zu lassen war absolut tabu - und sich dann noch von einer sündigen Frau vor allen anwesenden Personen berühren zu lassen. Jesus macht sich auch verletzlich und verwundbar, indem er ihre Handlung akzeptiert. Er vollbringt eine Liebestat, indem er einige Tage später für sie, genauso wie für uns, am Kreuz stirbt. Das tut man nicht aus Dankbarkeit, weil einem jemand einen Dienst erwiesen hat, sondern allein aus leidenschaftlicher Liebe. Ja, Maria sagte an dieser Stelle ihrem Heiland: "Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass ich dir alles geben will, was ich bin und was ich habe. Ich möchte, dass du weißt und noch vor deinem Tod erkennst, dass ich dich liebe. Dass du sterben musst, ist mir unerträglich, dies musst Du wissen. Deswegen kann ich meine Tränen nicht zurückhalten. Aber ich akzeptiere dein Hinscheiden, weil ich weiss, dass du für meine Sünden sterben musst, als Sohn Gottes, Messias und Heiland."
Was für ein umwerfendes Geschenk ist dies. Jesu Jünger denken an Macht, Geld und politische Schachzüge, die sie in einigen Tagen in Jerusalem durchführen möchten, aber Maria denkt an Jesus und seine Liebe. Deshalb rühmt Jesus sie, indem er zu Simon sagt (Lukas 7:47):
 
Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.
 
Welch große, außerordentliche Liebe hatte Maria zu Jesus! Durch ihr Beispiel hinterläßt sie uns auch ein Symbol. Maria, die sich zu seinen Füßen niederbeugt, ihn für seine Grabstätte vorbereitet und ihn mit duftendem Öl wie einen König salbt, ihn als ihren Herrn und König erklärt, wird zum Inbegriff, oder wie man in der theologischen Sprache sagt, zum Typus der Gemeinde. Man könnte sich an dieser Stelle sogar die Frage stellen, was geschehen wäre, wenn Jesus sich zu ihr gebeugt hätte und ihr gesagt hätte: "Maria, ich liebe dich auch, willst du meine Frau sein?" Was hätte Maria darauf geantwortet? Vielleicht wäre sie erschrocken zurückgezuckt, mit der Begründung, sie sei seiner nicht würdig, da sie nur eine sündige Frau wäre, die überhaupt nicht zum reinen und fleckenlosen Jesus paßt. Trotzdem hätte sie an die Errettung ihres Lebens und an die Auferstehung ihres Bruders Lazarus gedacht. Sie würde sicher auch daran denken, dass sie das "Wort des Lebens" von seinen Lippen vernommen und ihn bei seinem Dienst auf den staubigen Straßen Judäas und Galiläas begleitete (Lukas 8:1-3). Letztlich dachte sie vielleicht: "HERR, ich liebe dich so sehr!" Eigentlich könnte sie nichts Anderes tun als ihm zuzuflüstern: "Ja, ich will - ich will deine Braut sein."
Diese Worte sind allerdings weder über die Lippen Christi, noch über Marias Lippen gekommen. Aber die Taten sagen mehr als die Worte, denn durch ihre offizielle Stellungnahme, im Sinne einer öffentlichen Liebeserklärung, ist Maria sozusagen zur Verlobten Christi geworden. Als solche ist sie ihm treu bis zu seinem letzten Atemzug am Kreuz geblieben. Wer stand denn noch am Kreuz, nachdem die Jünger geflüchtet waren? Es war Maria von Magdala. Wer war am Sonntagmorgen zuerst am Grab? Es war Maria. Von Jesus bekam sie ein exklusives Liebespfand, denn wem hat sich Jesus zuallererst nach seiner Auferstehung offenbart? Wen rufen wir zuerst an, wenn wir besonders gute Nachrichten haben, sind es Arbeitskollegen, Freunde oder die Eltern? Nein, man ruft die Verlobte, seine Frau oder den Ehemann an. Maria ist zu einem großartigen Typus der Gemeinde Christi geworden, denn die Gemeinde rennt nicht vom Kreuz weg, sondern bleibt in Dankbarkeit und Anerkennung davor stehen. Die Gemeinde verharrt am Morgen der Auferstehung nicht im Bett, sondern begegnet ihrem Heiland, sie ist auch von der Verkündigung der guten Nachricht, von seiner Auferstehung, beseelt. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Maria der große Lichtblick im Leben Jesu war. Mit großer Wahrscheinlichkeit entstand zwischen ihm und ihr eine große Liebe der reinsten Art, die auf gegenseitiger Annahme, tiefes Verständnis und unerschütterlicher Treue beruhte. Durch ihre einzigartige Liebe hat sie dem Sohn Gottes alles gegeben, was das Volk Israel ihm seit Jahrhunderten verweigerte. Wie oft hatte sich das Volk wie eine Hure benommen? Jetzt, als Gott sich im Fleisch offenbarte, ließ sich ausgerechnet eine Prostituierte von seiner Liebe dermaßen ergreifen, dass sie in der Reinheit und Treue ab diesem Moment lebt. Darin ist die Geschichte von Maria von Magdala die herausragende Liebesgeschichte einer Frau, ein Typus der Gemeinde Christi, die mit Leib und Seele dem Heiland ergeben ist. Sie ist die Geschichte der Braut Jesu.
 
Predigt von Claude Richli
 
Der Heilige Geist gibt uns hier eine einfache und doch so zu Herzen gehende Beschreibung einer lieblichen Szene in Bethanien. In einer Ihm feindlich gesinnten Welt hatte der verworfene König Herzen gefunden, die Ihn liebten. Das ganze Haus wurde dort vom Duft der Narde erfüllt. Es war wie ein Stück Himmel auf Erden, in welchem sie etwas von der glückseligen Ewigkeit, zu welcher alle Erlösten berufen sind, schmecken konnten. Lazarus war nicht mehr im Grabe; der Tod lag nur noch als Erinnerung hinter ihnen. Ein anderer Gegenstand erfüllte jetzt alle Herzen. Die wertvolle Narde war Maria nicht zu köstlich, als es galt, den verworfenen König zu ehren. - Gesegnete Stätte, wo sich die Liebe in einer solchen Fülle entfalten kann!
Maria hatte ihren Beinamen wohl nach ihrem Heimatort Magdala - dem heutigen Migdal in Israel. Maria schloß sich Jesus als Jüngerin an, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Lukas 8:2) - der Jüngerkreis Jesu war größer als die bekannten zwölf Männer und umfasste auch Frauen, unter denen Maria offenbar eine besondere Stellung hatte. Maria sorgte - wie andere Frauen auch - insbesondere für Jesu Lebensunterhalt (Lukas 8:3). Mit Jesus und den Jüngern zog auch Maria nach Jerusalem; zusammen mit zwei anderen Frauen flüchtete sie aber nicht wie die anderen Jünger, sondern blieb bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu dabei (Matthäus 27:55-56).

Maria verharrte nach der Grablegung durch Joseph von Arimathaia weinend am Grab (Matthäus 27:61; Johannes 20:11) - auch dies eine in der Kunst oft wiederholte Darstellung. Sie ging dann am Morgen nach dem Sabbat zusammen mit zwei anderen Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren; sie wurden die ersten Zeuginnen des leeren Grabes und der Botschaft des Engels: "Erschrecket nicht! Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden" (Markus 16:6) und erhielten den Auftrag, das den sich versteckt haltenden Jüngern zu berichten (Markus 16:7).

Das Johannes (20:15-17) schildert, dass Maria am Auferstehungsmorgen allein war, als sie dem Auferstandenen begegnete (20:15-17): die traurig am Grab Weinende sah einen Mann, vermeintlich den Gärtner; nachdem er sie beim Namen genannt hatte, erkannte sie Jesus als Lebenden, durfte ihn aber nicht anfassen: "Berühre mich nicht" - "noli me tangere".
 
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